Bequem ziehen lassen? Oder selber ziehen?

Ein Artikel von Lex Lohmann, Neela Sievers, Svenja Müller und Hendrik Idhe

Ewig lange Besprechung der Gruppenarbeit, das Gefühl vom Morgen ließ mich nicht los. Pause, Erholung von den ganzen Gedanken.

Nicht einmal eine halbe Stunde später, wieder eine neue Aufgabe. Wir sollen Projektleitungen interviewen. Und dann auch noch so eine komplizierte Frage. „Inwieweit bietet ihr Projekt die Freiheit, dass die Eigenverantwortlichkeit der Schülerinnen und Schüler gestärkt wird, bzw. sie eigenverantwortlich lernen können.“

Also bin ich losgegangen. Und schon wieder: Marionette?

Zuerst bei Frau W. mit dem Hundeprojekt. Sie erwähnt, dass die Eigenverantwortlichkeit mit Risiken verbunden ist, „Da haben zwei Parteien eigenverantwortlich entschieden, sie lassen ihre Hunde zusammen spielen […] wenn sie´s länger hätten laufen lassen, wär´s wahrscheinlich schief gegangen“. Die Hunde ziehen lassen? Oder selber ziehen?

Ich laufe gedankenverloren durch die Schulgänge. Mir schwirren komische Sachen durch den Kopf: Ich denke an das Feld, welches ich beackern soll; was ist, wenn ich das Falsche pflanze? Verantwortung ist anstrengend.

Weiter geht’s zu Herrn K. und James Bond.

Die Frage war, wie bei den vorherigen Projekten, wie das Projekt zur Eigenverantwortung bzw. zum selbständigen Arbeiten verhelfen soll. Nun, laut Herrn K. war „das Engagement nicht so [vorhanden]“, weshalb nun doch Vorgaben ausgehändigt wurden. Eigentlich ja nicht der Sinn der Projektwoche, oder liege ich da falsch?

Es schien wohl so, als wäre „nicht so viel Elan dahinter“. Vielleicht wollen viele Schüler keine Eigenverantwortung, weil sie so anstrengend ist?

Als nächstes geht’s zu Herrn Aumaître, der Leiter des Projektes „Diversität und sexuelle Vielfalt der Generation Z“.

Er erzählt: „[…] zunächst einmal [haben wir angefangen] bei der eigenen Lebenswelt der Schüler anzudocken ‚Was sind eigene Werte? Eigene Vorstellungen?‘ und eigene Begegnungen auch schon mit ’sexueller Vielfalt und Diversität‘, und zwar gar nicht nur über sich selbst, sondern auch in dem eigenen Umfeld“.

Hm, meine eigenen Werte? Das ist ja mal anders als im normalen Unterricht.

Jedenfalls habe ich noch nie so wirklich über meine eigenen Erfahrungen, Werte oder Vorstellungen nachgedacht. Ich mache das, was mir gesagt wird. Wie eine Marionette.

Weiter erzählt er, dass die SchülerInnen sich sogar selbst ihr Präsentationsthema und die Art und Weise der Vorstellung selbst aussuchen dürfen. Gespräche werden zwar dennoch zwischen Lehrer und Schüler geführt, jedoch nur um Tipps und Ratschläge zu verteilen.

Hmm… Warum sollte man SchülerInnen so etwas zutrauen?

Wobei, die Freiheit fühlt sich gut an. Ich will kurze Interviews mit LehrerInnen führen. Niemand sagt mir, wie ich das machen soll. Ich wähle mir LehrerInnen aus, spreche sie an und nehme das alles auf. Ich ackere hier und das ist ganz schön anstrengend. Aber ich kann nicht leugnen, dass das schon irgendwie Spaß macht. Es fühlt sich gut an, das alleine zu machen, oder zusammen mit anderen Schülern.

Es ist anders.

Gut anders.

Ich ziehe die Fäden.

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