Zeitzeugen berichten von Hitlers Regime

Am vergangenen Mittwoch den 8.02.2023 hatten wir das Privileg, zwei Holocaust-Überlebende bei uns am Gymnasium begrüßen zu dürfen. Schüler der Hauptschule, der Realschule und des Gymnasiums versammelten sich in der Aula, um mehr über das Leben und die Erlebnisse von Ivar und Dagmar Buterfas-Frankenthal während der Kriegs- und Nachkriegszeit zu erfahren.

Ivar und Dagmar waren zur Zeit des Nationalsozialismus noch Kinder. Ivar erzählte, dass er es als Sohn eines Juden und einer christlichen Deutschen keinesfalls leicht hatte. Er erfuhr in Jungen Jahren Diskriminierung, offenen Antisemitismus, Gewalt und Ausgrenzung. So erzählte Herr Buterfas-Frankenthal, dass ihn einige deutsche Mitschüler auf dem Schulweg verfolgten, um ihn dann zu beschimpfen und körperlich zu misshandeln.

Ivars Vater wurde relativ früh in ein Konzentrationslager deportiert und kam erst nach dem Krieg wieder frei. Ivars Mutter musste sich also alleine um ihn und seine Geschwister kümmern. Zu Anfang waren sie noch zu neunt, seine Mutter, Ivar und seine 7 Geschwister, drei Brüder und vier Schwestern, doch im Laufe der Schreckensherrschaft und des Krieges verstarben einige von ihnen.

Auch nach Ende des zweiten Weltkrieges hatte es seine Familie nicht einfach. Ivars Eltern ließen sich scheiden und die Kinder mussten Geld verdienen. Ivar arbeitete in diversen Berufen, bevor er 1971 zusammen mit seiner Frau, Dagmar, ein Unternehmen gründete.

Heutzutage nimmt Ivar als Zeitzeuge an verschiedenen Veranstaltungen teil, engagiert sich für diverse Verbände, arbeitet eng mit der Polizei zusammen und hat sogar zusammen mit seiner Gattin ein Buch verfasst.

Die Veranstaltung bot uns als Schülern eine Perspektive auf die damaligen Geschehnisse, wie sie ein Geschichtsunterricht nicht bereitstellen kann. Man bekam die Emotionen der Menschen mit, die unter einer solchen Schreckensherrschaft gelitten haben. Es eröffnete sich eine Ansichtsweise, die viel mehr Nähe zum Thema bot als eine abstrakte, distanzierte Auseinandersetzung während des Unterrichts.

Doch man darf nicht vergessen, dass die Geschichte von Herrn Buterfas-Frankenthal nur ein kleines Puzzlestück im großen Gesamtbild der Historie ist und dass abstrakter und distanzierter Unterricht auch einen Sinn hat, nämlich das Verstehen von komplizierten Verstrickungen und die Möglichkeit, neutral über ein Thema urteilen zu können.

Bei all den positiven und interessanten Aspekten, die die Veranstaltung bot, darf man aber nicht die negativen Seiten unter den Tisch fallen lassen: Zu Beginn forderte Ivar die Schüler dazu auf, lautstark zu versprechen, dass sie niemals im Leben die AfD wählen würden. Dies lässt doch auf ein merkwürdiges Verständnis unserer Demokratie, die Ivar sehr schätzt, schließen. Eine solche Aussage als Privatperson à la „Mir machen extremistische Strömungen innerhalb der AfD Angst“ zu verlautbaren ist eine Sache, aber über Hundert Schüler dazu aufzufordern, eine Partei völlig zu verurteilen, ist einfach nicht richtig. Des Weiteren verkauften die Zeitzeugen am Ende der Veranstaltung ihr Buch für 32€. Das ist erstmal so in Ordnung, jedoch wussten von dieser Verkaufsaktion weder die Schüler noch die Lehrkräfte etwas. Nun ist es doch etwas unwahrscheinlich, dass ein Schüler zufällig 32€ Bargeld dabei hat, um sich ein Buch zu kaufen. Hier wäre in Zukunft eine bessere Planung beziehungsweise Absprache wünschenswert.

Alles in Allem eröffnete das Treffen mit den Zeitzeugen neue Perspektiven und brachte und das Thema Nationalsozialismus auf eine andere Weise näher als die, die wir sonst aus dem Geschichtsunterricht gewohnt sind.

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